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Befundung und Behandlung von Essstörungen bei Kindern

Aktualisiert: 22. Nov.

Essprobleme bei Kindern verstehen und richtig einordnen 

 

Viele Eltern kennen es: plötzlich gewöhnt sich ihr Kind an, nur mehr ganz bestimmte Dinge essen zu wollen, verweigert bekannte Gerichte oder zeigt ausgeprägte Abneigungen – häufig ohne erkennbaren Anlass. Solche Phasen sind oft harmlos – solange das Kind genügend Nährstoffe erhält und sich altersgerecht entwickelt. Hier ist das bewusste Beobachten der Essentwicklung, das Respektieren von Vorlieben, das Angebot kleiner Portionen, kurze und angenehme Familienmahlzeiten entscheidend. Und natürlich das Hinterfragen von möglichen sensorischen Ursachen.

 

Doch: Wenn ein Kind nur noch 5–10 Lebensmittel akzeptiert, kann das auf eine ernsthafte Einschränkung hinweisen – eine Gefährdung der Gesundheit, die mehr ist als nur eine Phase.

 

Der SOS Approach to Feeding – ein ganzheitlicher, evidenz-basierter Weg

Der SOS (Sequential-Oral-Sensory) Feeding-Ansatz hilft Kindern mit schwerwiegenden Essstörungen. Dieser transdisziplinäre Ansatz basiert auf über 30 Jahren klinischer Erfahrung. Er ist multidisziplinär und betrachtet Essprobleme umfassend.

 

 

Multidisziplinäre Befundung – was wird untersucht?

Der SOS-Ansatz beginnt mit einer umfassenden Assessment-Phase. In der Regel arbeiten ein Team aus Ärzt:in, Therapeut:innen (z. B. Ergotherapeut:in und Logopäd:in), Diätolog:in und Psycholog:in zusammen, um den „ganzen“ Menschen im Kontext der sieben Funktionsbereiche zu beurteilen:

  1. Organsysteme – z. B. gastrointestinale Beschwerden oder Allergien

  2. Motorische und oralmotorische Fähigkeiten – z. B. Kauen, Schlucken, Muskelkontrolle

  3. Sensorische Verarbeitung – Reizempfinden bei Geruch, Konsistenz, Temperatur

  4. Lernhistorie und kognitive Entwicklung – Vorerfahrungen, Lernfähigkeit, Verhalten

  5. Entwicklungsstand – altersgemäße Meilensteine im Gesamtbild

  6. Ernährung – Nährstoffversorgung, Wachstumsmuster, Essgewohnheiten

  7. Umweltfaktoren – familiäre Routinen, Atmosphäre der Mahlzeiten, kulturelle Aspekte

Während der Befundung werden zunächst bekannte Lieblingsnahrungsmittel des Kindes beobachtet, dann neue Lebensmittel eingeführt, um mögliche Gründe der Verweigerung zu erkennen.

 

 

Behandlung – systematisch, spielerisch und individuell

Basierend auf der Befundung erstellt das SOS-Team einen auf das Kind abgestimmten Therapieplan. Die Behandlung kann über Einzel- oder Gruppentherapie und/oder ein strukturiertes Heimprogramm mit regelmäßiger Begleitung laufen. Zentrale Merkmale der Behandlung sind:

  • Systematische Desensibilisierung: In kleinen, behutsamen Schritten wird die Angst vor unbekannten Lebensmitteln verringert

  • "Spiel mit Zweck“: das Kind erkundet Lebensmittel spielerisch und ohne Druck, interaktiv und mit Freude

  • "Stufen zum Essen" – eine Hierarchie von Essverhalten, die essenziell ist:

  • Den Anblick des Essens tolerieren

  • Interaktion ohne physischen Kontakt (z.B. mit Besteck)

  • Geruch wahrnehmen

  • Berührung (Finger, Hände, Körper, Mund)

  • Schmecken (Zunge, Spucken)

  • Kauen & Schlucken

  • Stärkenorientierter, familienzentrierter Ansatz: Eltern sind aktiv eingebunden, lernen die Signale ihres Kindes zu verstehen und setzen die Strategien zu Hause um.

  • Förderung von Essvielfalt und Essfreude: Langfristig sollen Kinder eigenständig und positiv mit verschiedenen Lebensmitteln umgehen können, auch in sozialen und familiären Situationen. 

 


Evidenzlage – was sagen Studien?

Zahlreiche Fachveröffentlichungen stützen die Wirksamkeit des SOS-Ansatzes:

  • Ein randomisiertes kontrolliertes Pilotprojekt (28 Sitzungen) zeigte Verbesserungen im Essverhalten der Kinder und im Verhalten der Eltern.

  • Retrospektive Daten (u. a. Benson et al., 2013) belegten vorteilhafte Effekte bei Kindern mit neurologischen Beeinträchtigungen.

  • Modifikationen des SOS-Ansatzes zeigten positive Ergebnisse in der Übertragung ins häusliche Umfeld.

  • Kombinationsprogramme mit Sensorischer Integrationstherapie oder Verhaltenstherapie führten zur besseren Akzeptanz vormals verweigerter Lebensmittel.



Warum SOS so umfassend und effektiv ist

  • Der ganzheitliche Blick: Das Problem wird metaphorisch als Eisberg verstanden – sichtbar ist das reduzierte Essen, doch entscheidend ist das Verborgene darunter. Nur mit einem transdisziplinären Team können diese Ursachen erfasst und behandelt werden.

  • Entwicklungsorientiertes Vorgehen: die Normalentwicklung der Nahrungsaufnahme dient als Leitschnur, um festzustellen, wo das Kind steht und welche Schritte fehlen.

  • Forschungsbasiert: Über 820 Fachstudien und Publikationen flossen in die Entwicklung des SOS-Ansatzes ein; davon allein 14 Studien direkt zur Wirksamkeit der Therapie nach dem SOS Feeding Ansatz.


 

Übersicht Essprobleme verstehen und sinnvoll begleiten

Aspekt

Handlungsempfehlung

Phase oder Risiko?

 

Beobachte: Essen ohne Gefahr, Vorlieben sind normal – aber starke Einschränkungen (nur 5–10 Lebensmittel) können gefährlich sein.

 

Erste Schritte zu Hause

 

Kleine Portionen, kurze freudvolle Mahlzeiten, sensorische Rücksicht (Konsistenz, Geruch, Temperatur), keinen Druck ausüben.

Wenn es ernst wird

 

Hole professionelle Hilfe ein – ein transdisziplinäres Team nach SOS-Ansatz bietet ganzheitliche Diagnostik und Therapie.

Therapieansatz SOS

 

Systematische Desensibilisierung, spielerisch, in kleinen Schritten („Steps to Eating“), individuell und familienzentriert.

 

Langfristiges Ziel

 

Positive, selbstbewusste Essgewohnheiten, Vielfalt, soziale Einbindung und gesunde Entwicklung.


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Im Juni 2026 wird in Wien die erste deutschsprachige SOS-Feeding-Konferenz stattfinden! Bis 9.1.2026 ist noch der ermäßigte Sparpreis gültig.


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