Ausgeglichene Kinder dank der sensorischen Perspektive

Der Traum von mehr Harmonie in der Kindergruppe

Viele Pädagog:innen kennen es: In der Gruppe treffen ruhige, sensible und aktive Kinder aufeinander – mit ganz unterschiedlichen Bedürfnissen. Da kann es schnell unruhig oder herausfordernd werden. Doch hinter auffälligem Verhalten steckt oft mehr, als man auf den ersten Blick sieht.

Genau hier können wir mit der Perspektive von Ayres’ Sensorischer Integration (ASI®) ansetzen. Als erstes setzen wir uns unsere "sensorische Brille" auf, d.h. wir betrachten das Verhalten aus der sensorischen Perspektive.

Ausgeglichene Kinder profitieren mehr vom Kindergarten

Die ASI®-Perspektive im pädagogischen Alltag

1. Präventive sensorische Angebote setzen: täglicher Spielplatzbesuch, eine Stunde im Freien, eine Runde Sackhüpfen oder ein geordneter Wettlauf - all das sind sensorische Strategien, von denen die ganze Gruppe profitiert!

2. Verhalten hinterfragen und verstehen: Mit dem entsprechenden Grundlagenwissen zu den Sinnessystemen und ihren Funktionen und Wirkungen können Pädagog:innen sensorische Ursachen von sichtbarem Verhalten erkennen – und gezielt darauf reagieren.

3. Sensorische Bedürfnisse erkennen: Kinder zeigen ihr Verhalten nicht ohne Grund. Oft stecken sensorische Bedürfnisse dahinter - bei allen Kindern, egal ob mit oder ohne sensorische Integrationsstörung! Das Kind kann Bewegung suchen, vestibuläre Reize, oder es ist ihm alles zuviel und es sucht Ruhe und regulierende Strategien wie Tiefdruck. Bei Kindern mit sensorischen Über- oder Unterempfindlichkeiten oder Perzeptionsstörungen sind diese sensorischen Bedürfnisse noch ausgeprägter.

4. Sensorische Bedürfnisse auf gesunde und sozial akzeptable Weise erfüllen: Statt Verhalten zu unterdrücken, erkennen wir seine sensorischen Ursachen. Oft holen sich kinder die Sinnesreize, die ihr Gehirn gerade verlangt, auch eine unakzeptable oder ungesunde Weise, z.B. indem sie andere Kinder hochheben oder Stifte zerbeißen. Die SI-geschulte Pädagog:in kennt Strategien, wie sie diese Bedürfnisse auf gesunde und sozial akzeptable Art erfüllen kann.

5. Sensorische Strategien einsetzen: Kleine, leicht umsetzbare Ideen wie Bewegungspausen, Rückzugsorte oder Materialien für unterschiedliche Sinneserfahrungen bringen oft schon große Wirkung.

6. Respektvoller Umgang: Jedes Kind wird mit seinen möglicherweise sonderbaren Vorlieben und Abneigungen ernst genommen – so wie es ist.

7. Angebote machen statt aufzwingen: Kinder profitieren von Wahlmöglichkeiten und von Aktivitäten, die im richtigen Moment kommen – nicht nach Erwachsenen-Takt.

   
   

Beispiel:

Jonas rennt herum. Erster Impuls der Pädagog:in: ihn zu ermahnen.

Mit der SI-Brille: Das Verhalten nach möglichen sensorischen Ursachen hinterfragen.

Interpretation & Lösung:

1. Es könnte eine vestibuläre Reizsuche sein - die Pädagog:in bietet Jonas kontrollierte vestibuläre Anregung an, z.B. mit dem Hüpfball, auf dem kleinen Trampolin hüpfen oder sich mit einem Rollbrett von der Wand abstoßen und auf ein Ziel zufahren.

2. Es könnte Flucht vor zu intensiven taktilen und auditiven Reizen sein. Die Pädagogin bietet Jonas einen reizarmen Rückzugsbereich mit schweren Kissen (beruhigender Tiefdruck) und einem Lärmschutzkopfhörer an.

Mehr Gelassenheit und Freude in der Gruppe

Wenn Pädagog:innen durch ihre „sensorische Brille“ auf die ihnen anvertrauten Kinder schauen, verändert sich ihre Sichtweise und damit der Alltag für die ganze Gruppe! Denn die Pädagog:in...

• hat mehr Verständnis für die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kinder.

• nimmt herausforderndes Verhalten nicht mehr persönlich.

• erlebt weniger Stress bei herausforderndem Verhalten.

• bringt spürbar mehr Harmonie und Miteinander in die Gruppe. 💖

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Für wen geeignet? Pädagog:innen, die mit Herz und Engagement im Gruppensetting arbeiten.

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